Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche

Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche gehört zu den bekanntesten Wahrzeichen des Berliner Westens und den beliebtesten Sehenswürdigkeiten der deutschen Hauptstadt und ist weltweit bekannt.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde die ursprüngliche Gedächtniskirche, ihr Kirchturm war mit 113 Metern der damals höchste der Stadt, 1943 schwer beschädigt. Nach einem Streit um den Wiederaufbau nach Kriegsende folgte die Einigung auf den Abriss des Kirchenschiffs, den Erhalt der 71 Meter hohen Turmruine als Mahnmal gegen den Krieg und den Neubau eines vierteiligen Ensembles. Dieses wurde 1959–1963 von Egon Eiermann im Stil der Moderne erbaut und besteht aus dem Kirchenschiff, dem Kirchturm, der Kapelle und dem Foyer.

Die Kirche ist Heimat der sehr lebendigen evangelischen Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirchengemeinde, gehört für Touristen zum ‚Pflichtprogramm‘ und ist für Berliner und Nicht-Berliner ein beliebter Anlaufpunkt zur inneren Ruhe und Einkehr in der Hektik des Alltags. Die Akustik und zentrale Lage wird von vielen Konzertagenturen geliebt, so finden neben den täglichen Mittags- und Abendandachten fast täglich abends Konzerte und Veranstaltungen aller möglichen Couleur und Musikstile statt.

Die Vermietung der Räumlichkeiten im Rahmen von Konzerten und Veranstaltungen bereitete der Kirchengemeinde immer wieder große Sorgen. Nicht nur der kurze zeitliche Ablauf zwischen Gottesdienst und Konzerten, der immer wieder zu Spannungen zwischen Gemeinde und externen Veranstaltern führte, sorgte für Unmut, auch die teils immensen Materialbewegungen hinterließen bauliche Schäden, zudem stehen keine Lagerkapazitäten zur Verfügung.

Als im Jahr 2014 die in die Jahre gekommene Beschallungstechnik immer mehr Ärger und Ausfälle verursachte, fiel die Entscheidung nicht nur auf eine Kompletterneuerung der Anlage, sondern auf eine gehobene Anlagenkonfiguration, die den gemeindlichen Vorstellungen und Nutzungsszenarien entgegenkommt und zudem den technischen Anforderungen moderner Musiktechnik entspricht,

Die formulierten Ziele lassen sich in etwa so zusammenfassen:

im gottesdienstlichen Betrieb soll die Anlage bei sehr guter Sprachverständlichkeit automatisiert laufen
die Technik hat den Anforderungen moderner Musiktechnik zu entsprechen, Pop- und Jazzkonzerte, Musicals und Theateraufführungen müssen ohne Fremdtechnik realisierbar sein
die technische Umbauphase zwischen Gottesdienst / Andacht und Konzertbeginn ist auf kleiner 30 Minuten zu reduzieren.

Den Zuschlag zur Projektierung und Realisierung bekam die Firma ‚Church & Sound‘. Entscheidend waren hier zum einen das schlüssigste Konzept, zum anderen die Ortsansässigkeit, die kurze Reaktionszeiten in der späteren Kundenbetreuung garantiert.

Die Anlage:

Die Anbringung jeglicher Lautsprecher bereitet in dieser Kirche nicht nur durch die Auflagen des Denkmalschutzes immense Schwierigkeiten. Die Außenwände sind durchgehend mit blauen Glasscheiben, das zu quadratischen Formen geordnet und in Betongitter eingefügt ist, realisiert.

Letztlich fiel die Wahl auf den deutschen Lautsprecherhersteller Fohhn aus Baden-Württemberg und dessen aktive moderne Beam Steering Linienstrahlertechnologie. Jeweils eine filigrane 4,5 m hohe Lautsprechersäule, fast unsichtbar montiert an den schmalen Trägern zwischen den Glaswänden sorgt für eine zielgrichtete Versorgung des Zuhörerbereiches ohne störende Schallreflexionen auszulösen.

Ergänzt im Tieftonbereich um sechs 12″ Langhub-Chassis in einem Bassreflexgehäuse aus der ARC-Serie, montiert hinter dem Altarbereich unterhalb der umlaufenden Stahldecke. Die den Altarbereich abschirmenden Holzreflektoren wurden um entsprechende Öffnungen ergänzt.

Dazu vier 10“ Monitore aus der X-Serie. Die passiven Lautsprecher werden gespeist von 3 Kraftpaketen, 4-kanalige Systemendstufen ebenfalls aus dem Hause Fohhn.

Seitens der Mikrofonie sind 8 Kanäle der Shure ULX-D Serie (Beta 87 und Taschensender) verbaut, damals der einzige Hersteller, der das innovative ‚Dante‘- digitales Audioübertragungsprotokoll in seine Empfänger integriert hatte. Die kabelgebundenen Mikrofone stammen von Sennheiser, dem bekannten ME36, das sich in dieser akustischen Umgebung als die optimalste Variante herauskristallisiert hat.

Bezüglich der Signalverarbeitung und Steuerung treffen zwei Welten aufeinander:
die automatisierte Steuerung im täglichen Gottesdienstbetrieb, die Multikanalfähigkeit eines professionellen Mischpultes. Die kurzen Umbauphasen und zudem das hochwertige Mikrofonmaterial erfordern, dass beide Steuerungsmöglichkeiten darauf zurückgreifen können, konventionell über Mikrofonsplitter gelöst.

Church & Sound geht hier den innovativen Weg, die Audioübertragung komplett digital zu gestalten. Zum Einsatz kommt hier das schon fast zum Industriestandard gewordene ‚Dante‘ Protokoll von Audinate, das bis zu 128 Kanäle auf einem einfachen CAT-Kabel ermöglicht.

Das Herzstück der Anlage stammt von dem amerikanischen Hersteller Symetrix, die Radius 12×8, eine moderne DSP mit offener, programmierbarer Architektur und Dante Einbindung. Steuerungs- und Eingriffsmöglichkeiten sind über eine große Touchscreen oder per W-Lan über jedes Smartphone gegeben.

Die Anbindung des 40 Kanal-Mischpultes von Allen & Heath, aus der inzwischen leider auslaufenden GLD – Serie ist über Dante in das System eingebunden, über entsprechende Presets in der Steuerung erfolgt die Umschaltung zwischen direktem – automatisierten – Betrieb oder manueller Steuerung über den GLD 80. Die Wahl fiel bewusst auf das GLD-Pult, das es sehr intuitiv zu bedienen ist und Peripherie wie weitere Stageboxen über ein eigenes Protokoll eingebunden werden, ohne weiter in die komplexe Dante Konfiguration der Gesamtanlage eingreifen zu müssen.

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