Mögliche Systemansätze

In Kirchen und sakralen Räumen kommen im allgemeinen folgende Systemansätze zur Anwendung:

1. (Verteilte) Systeme mit möglichst wenig punktueller Leistung, aber nahe beim Zuhörer.

Die vom einzelnen Lautsprecher abgegebene Leistung ist so dimensioniert, dass der Schall nicht weit getragen wird. Der Nachhall wird erst gar nicht richtig angeregt. Dieser Ansatz wird von den meisten für Kirchen typischen Anlagen vertreten. Eine Vielzahl von kleinen Lautsprecher(säulen), meist montiert an die Säulen in der Kirche, seltener abgehangen.

2. Einsatz von stark bündelnder Systeme, Richtcharakteristik

Hier kommen Systeme zum Einsatz, die das Signal auf den Zuhörerbereich (Ebene) bündeln und nicht nach oben abstrahlen. Dadurch werden mögliche Reflexionen (insbesondere zwischen Decke und Fußboden) vermieden. Eine Bündelung wird durch ein übereinander Anordnen von Lautsprechern erreicht (Lautsprechersäulen).

3. Reduzierung des übertragenen Frequenzbereichs: Übertragung erst ab ca. 200-300 Hz.

Die Grundwellen einer Männerstimme liegen etwa bei 100-200 Hz, die der Frauen ca. 50-100 Hz darüber. Blendet man die Frequenzen bis 300Hz aus, verliert man nicht die Sprachverständlichkeit, reduziert aber insbesondere die Frequenzbereiche, die aufgrund ihrer hohen Wellenlängen den Hauptanteil des Nachhalls ausmachen. Die Stimme klingt allerdings ein wenig „blechern“.

Meistens findet sich in Kirchen eine Mischform der Systeme. Die einfachen Lautsprechersäulen erkaufen die Bündelung durch einen starken Verlust im Bereich höherer Frequenzen, da die Bündelung mit steigender Frequenz stark ansteigt. Die Folge ist ein starker Abfall der Übertragung ab 3000 Hz und damit eine Verschlechterung der möglichen Sprachverständlichkeit. (Viele für das Verständnis der menschlichen Sprache wichtigen Laute liegen im Hochtonbereich oberhalb von 4 kHz. Zischlaute und Plosive ([s], [t], [f] usw.) bestehen fast ausschließlich aus hohen Frequenzen). Sodass viele Kirchenanlagen nicht nur schlecht klingen, bei Musik ein schlechtes Bild abgeben, sondern auch die Verständlichkeit zu wünschen übrig lässt.

Für Musikdarbietungen bzw. Filmvorführungen ist eine Ergänzung mittels Subwoover ratsam

Rückkopplung:

Aufgrund der räumlichen Nähe der Bühne und der Lautsprecher, wird die Rückkopplungsproblematik in diesem Saal/Kirche nie ganz auszuschließen sein (Rückkopplung = lautstarkes Pfeifen in den Lautsprechern).
Im Betrieb einer Lautsprecheranlage trifft ein Teil des Schalls, Sprache oder Musik, den die Lautsprecher abstrahlen, wieder auf das oder die vorhandenen Mikrofone. Das Mikrofon nimmt dem Schall auf, es wird verstärkt und wieder vom Lautsprecher abgestrahlt. Der Kreislauf wiederholt sich, wobei durch die jeweilige Verstärkung der abgestrahlte Schall immer lauter wird. Erreicht dieses Schallsignal die Lautstärke des Originals, macht sich das als ein „Ringen“, „Oszillieren“ oder unschönen „Hall“ bemerkbar. Wird nichts dagegen unternommen endet es meistens in einem unschönen Pfeifen oder Dröhnen. Dies entsteht, da die Übertragungskette ‚Mikrofon – Lautsprecher‘ nicht für jede Frequenz genau die gleiche Güte hat, d.h. an einigen Frequenzen steigt die Lautstärke schneller an als an anderen.
In halligen Räumen wird ab einem bestimmten Lautstärkelevel dieser Punkt unabhängig von der Position der Lautsprecher und des Mikrofones erreicht.

Neben Richtcharakteristik von Mikrofonen und Lautsprechern können technische Maßnahmen wie Equalizer, adaptive Filter (Feed Back Extinguisher, Rückkopplungsunterdrücker), Gates (automatisches Abschalten nicht benutzter Kanäle, z.B. Automatikmixfunktion) und Frequenzversatz (Frequenzshifting) zwar Besserung schaffen, sind aber allesamt kein Allheilmittel. Insbesondere letztere Maßnahme (Frequenzversatz ) verfälscht Gesang und Musik je nach Einstellung.

Genügend Abstand zwischen Lautsprecher und Mikrofone, Disziplin der Akteure auf der Bühne / im Altarraum, indem der Redner nicht allzu weit vom Mikro weg steht (je nach Mikro im Schnitt max. 30cm) und mit normaler Lautstärke reden bzw. singen, ist die kostengünstigste Lösung. Je weniger Verstärkung notwendig ist, desto kleiner die Gefahr einer Rückkopplung.

Bedienbarkeit:
Eine 100%ig automatisch arbeitende Tonübertragungsanlage ist in akustisch schwierigen Räumen wie einer Kirche ein Traum, der, realistisch betrachtet, nur bedingt realisierbar ist. Der Hauptgrund ist, dass es in einer Kirche häufig mit einer einfachen Lautstärkeregelung nicht getan ist.
Die Tonübertragung ist abhängig von der Besetzung der Kirche, eine leere Kirche ist halliger als eine vollbesetzte Kirche.
Die natürliche Akustik arbeitet gegen eine Beschallungsanlage. Das Ergebnis ist eine wesentlich größere Rückkopplungsanfälligkeit.
Häufig werden Mikrofone (insbesondere drahtlose) nicht an den ursprünglich vorgesehenen Stellen in Betrieb genommen

Automatikmixer: Ein Automatikmixer steuert immer nur das bzw. die zuletzt angesprochenen Mikrofone auf. In halligen Kirchen, besonders bei Einsatz von unterschiedlichen Mikrofonen (Ansteck-, Schwanenhals-, Handmikrofon, … ) steuert der Hall häufig die auf höchste Empfindlichkeit eingestellten Mikros auf, obwohl sie nicht direkt angesprochen werden. Das Ergebnis ist ein unschönes ‚Pumpen‘ der Schallwiedergabe.

Automatische Pegelanpassung (Lautstärke): Diese funktioniert nur in hallarmen Räumen. In Kirchen führt sie entweder in Rückkopplung, oder ist fast wirkungslos.

Man muss davon ausgehen, dass bei extremen Unterschieden in der Lautstärke einzelner Redner nur eine manuelle Nachtregelung bzw. unterschiedliche Sprechabstände zum Mikrofon wirklich etwas bringen.

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